Zahlen zu Wohnungsfertigstellungen bisher nur leicht rückläufig – aber:
Prekäre Lage auf dem Wohnungsmarkt wird sich verschärfen
Heute haben das Bundesbauministerium und das Statistische Bundesamt die Baufertigstellungszahlen im Wohnungsbereich für ganz Deutschland präsentiert: 2023 lagen sie mit 294.000 Wohnungen um 0,3 Prozent knapp unter der Vorjahreswert. In Hessen fallen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr etwas schlechter aus: Hier ist ein Rückgang von 2,1 Prozent zu verzeichnen. Eine vergleichsweise stabile Entwicklung – doch die Lage auf dem Wohnungsmarkt wird sich tendenziell weiter verschlechtern, warnt der Verband der Südwestdeutschen Wohnungswirtschaft (VdW südwest).
Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand VdW südwest, sagt: „Wir dürfen uns von den vergleichsweise stabilen Zahlen nicht blenden lassen. Sie täuschen darüber hinweg, dass die Lücke zwischen dem Bedarf an bezahlbaren Wohnungen und den am Markt verfügbaren Wohnungen in den nächsten Jahren eher größer wird.“ Der Grund: Die 2023 fertiggestellten Wohngebäude seien im Durchschnitt bereits drei Jahre zuvor geplant und genehmigt worden – zu einer Zeit als noch andere Rahmenbedingungen am Markt herrschten. Seitdem seien die Baugenehmigungen jedoch erheblich zurückgegangen. Dieser Effekt werde sich erst in der Zukunft auswirken. „Was nicht genehmigt wurde, kann auch nicht gebaut werden. Die Menschen in Hessen müssen sich daher darauf einstellen, dass der Mangel an bezahlbaren Wohnungen weiter zunimmt“, so Tausendpfund
In Hessen ist die Situation schon jetzt höchst prekär: Laut Pestel-Institut fehlen aktuell bereits 80.000 Sozialwohnungen – Tendenz steigend. „Der Neubau liegt aktuell aufgrund der hohen Baukosten nahezu brach. Den Unternehmen der sozial-orientierten Wohnungswirtschaft ist es derzeit kaum möglich, neuen Wohnraum zu schaffen. Um kostendeckend zu bauen, müssten die Wohnungen zu Quadratmeterpreisen von 18 bis 20 Euro vermietet werden“, so Tausendpfund. Das könnten sich die allermeisten Menschen nicht leisten.
Forderung nach Zinsverbilligung
Er fordert deswegen ein Zinsverbilligungsprogramm in Hessen mit einer Absenkung der Bauzinsen auf 1 Prozent. „Dies könnte die Bautätigkeit enorm ankurbeln. Die daraus entstehenden Steuereinnahmen für den Staat gleichen die Kosten der Zinssubvention wiederum aus. In Kombination mit einer günstigeren seriellen und modularen Bauweise können Wohnungsunternehmen dann auch bezahlbare Mieten garantieren.“
Entsprechende Zinsverbilligungen müssten schnellstmöglich auf den Weg gebracht werden. Es müsse aber generell gelingen, die Baukosten auch langfristig zu senken. Daher plädiert Tausendpfund ergänzend für eine Verschlankung der Hessischen Bauordnung und eine Reduzierung der kostentreibenden Normen, um das Bauen einfacher, schneller und günstiger zu machen. Dabei setzt er auch auf die Expertenkommission Innovatives Bauen, die das hessische Wirtschaftsministerium im Rahmen des Bündnisses für Wohnen jüngst ins Leben gerufen hat. Der VdW südwest ist Mitglied in diesem Gremium. Tausendpfund sagt: „Die Kommission wird in Kürze ihre Arbeit aufnehmen und Vorschläge entwickeln, die zu einer Entbürokratisierung von Bauvorhaben beitragen. Wir werden uns intensiv in die Diskussionen einbringen und Impulse liefern.“
Pressekontakt
Jan Voosen
Abteilungsleiter Kommunikation, Pressesprecher